Eine Geschichte zweier Zeremonien 
Sotschi versus London

[1]1,671 words

Übersetzt von Deep Roots

English original here [2]

Olympische Eröffnungszeremonien verschaffen modernen Staaten eine einzigartige Gelegenheit, riesige Summen von Steuergeld für die Verbreitung kultureller Propaganda durch das Medium des Massentheaters auszugeben. Die Zeremonie wird nicht nur an Millionen ihrer eigenen Bürger übertragen, sondern auch an Hunderte Millionen ausländischer Bürger weltweit.

Außerhalb der Olympischen Spiele ist Nordkorea der einzige Staat, der regelmäßig solches Massentheater veranstaltet. Wie in Nordkorea ermöglichen die Zeremonien der politischen Elite des Staates, ihre Werte bei ihrer Bevölkerung zu bestärken. Die drastisch unterschiedlichen Eröffnungszeremonien von London 2012 und Sotschi 2014 verschaffen uns einen Einblick in die wachsende politische Kluft zwischen Rußland und dem Westen.

Im Countdown zu den Eröffnungszeremonien in London sprach die BBC vom politischen Kontext der Spiele. London, heißt es, erhielt die Spiele, weil es die vielfältigste Stadt der Welt ist. Sotschi jedoch, sagt uns die BBC, ist eine umstrittene Wahl angesichts Rußlands schrecklicher Menschenrechtsbilanz, dokumentiert durch ein neues Gesetz, das Werbung für Homosexualität bei Schulkindern verbietet.

Es ist bemerkenswert, wie schnell die Linke die Torstangen im Kulturkrieg verlagert hat, angesichts dessen, daß britischen Lehrern noch vor 12 Jahren verboten war, vor Londoner Schulkindern für Homosexualität zu werben. Nun wird die „Schwulenehe“ als Bürgerrecht gefordert, und Gesetze, die die Verbreitung homosexueller Propaganda unter Schulkindern verbieten, werden nun als symbolisch für den klassischen russischen Despotismus betrachtet. Trotz dieser Atmosphäre gelang es dem schwulen BBC-Moderator Clair Balding irgendwie, über die gesamte Zeremonie zu berichten, ohne von umherstreifenden schwulenfeindlichen Mobs totgetreten oder von der Polizei weggezerrt zu werden.

Die Eröffnungszeremonie für Sotschi beginnt mit einem vorab gefilmten Stück, wo ein weißes Kind Rußlands Errungenschaften in Wissenschaft, Kunst, Literatur und Musik durch das kyrillische Alphabet erforscht. Die Kamera fokussiert sich dann auf das Mädchen im Stadion und folgt ihm, während es die Geschichte Rußlands durch die Zeitalter erlebt, von seinen auf das antike Griechenland zurückgehenden archaischen Anfängen durch das Mittelalter und zu seinem Aufstieg als europäische Großmacht unter Peter dem Großen im 18. Jahrhundert.

140207-img-ap-sochi-opening-ceremony-red-dancers-02 [3]Der Glamour der Aristokratie weicht Rußlands Versklavung unter der zentralen Planung der Kommunisten, der symbolisch als großer Zug gezeigt wird, der durch das Stadion fährt. Die Darsteller repräsentieren winzige menschliche Zahnräder in einer großen Industriemaschine, die ständig vorwärts mahlt.

Der Zweite Weltkrieg wird nur ganz kurz erwähnt, bevor die Zeremonie einen nostalgischen Blick auf das Leben unter dem post-stalinistischen Kommunismus wirft. Dieser zeigt jedoch, daß, wie korrupt und zynisch auch die Politik dieser Zeit geworden war, gewöhnliche Russen einen Sinn in ihrem privaten Leben fanden. Sie werden gezeigt, wie sie sich verlieben, heiraten und Familien aufziehen, umgeben von einem Trommelfeuer von Parteischlagworten, mit denen man öffentlich konform ging, die man aber privat nicht glaubte.

0207-SOCHI-OPENING-CEREMONY [4]Dieses Stück feiert die traditionelle Familie, die in einer großen historischen Ironie unter dem sowjetischen Totalitarismus weit mehr bewahrt wurde als im Westen. Die Förderung der traditionellen Familie und die Erhöhung der russischen Geburtenrate sind Hauptpunkte von Putins politischer Agenda, und sie sind in diesem Stück symbolisch vertreten.

Im Gegensatz dazu beginnt die Eröffnungszeremonie für London an der Quelle der Themse, des Flusses, der durch London fließt. Die Kamera fliegt über den Lauf des Flusses nach London und wechselt gelegentlich in Zeitlupe, um die menschlichen Aktivitäten um den Fluß zu zeigen. Nach dreißig Sekunden bekommt der Zuschauer eine Zeitlupenaufnahme eines grinsenden schwarzen Kindes verabreicht, das in der sehr englischen ländlichen Gegend herausgestellt gezeigt wird: der erste von vielen Schwarzen.

Die Geschichte des britischen Volkes reicht 5.000 Jahre zurück; jedoch läßt der Regisseur Danny Boyle jegliche Erwähnung von Britanniens reicher und glorreicher Vergangenheit weg. Was uns präsentiert wird, ist ein seltsamer linker Mythos, wo die Gesellschaft in perfekter Gleichheit beginnt und nur durch den habgierigen Kapitalismus in Ungleichheit verfällt. Durch politischen Kampf und mehr als nur einen Schuß nichtweißer Bereicherung wird Britannien jedoch in das pulsierende und politisch korrekte Neue Jerusalem verwandelt, das es heute ist.

[5]Die Theatervorstellung beginnt in einem idyllischen englischen Dorf des 17. Jahrhunderts, wo das Landvolk ein sehr englisches Cricketspiel genießt. Während die Kamera über das Dorf schwenkt, bemerken wir daß der Bowler schwarz ist, und tatsächlich sind das auch viele der Dorfbewohner, die zwanglos in völliger Gleichheit mit ihren weißen britischen Landsleuten interagieren. Die Botschaft, die man daraus mitnehmen soll, ist schlicht. Briten sind eine Mischlingsrasse. Britannien ist immer eine Nation von Einwanderern gewesen.

Diese harmonische Gleichheit wird dann roh durch den Kapitalismus und die industrielle Revolution unterbrochen, in der die klassenlose Gesellschaft durch eine ungleiche Beziehung zwischen Kapitalisten und Arbeitern ersetzt wird. Die ländliche Szene wird sichtbar durch finstere satanische Fabriken ersetzt, wo ein Dutzend Gentlemen mit Zylinderhüten die schuftende multirassische Arbeiterklasse beim Bau großer Fabriken dirigiert.

Wann immer die Kamera sich auf die Kapitalisten mit den Zylinderhüten konzentriert, gibt sie sich große Mühe, den einzelnen schwarzen Mann unter ihnen aufzuspüren, um zu zeigen, daß Schwarze nicht nur zu den Titanen der Industrie gehörten, sondern die industrielle Revolution anführten.

suffrage [6]Die industrielle Revolution macht dann der progressiven Ära Platz, als Dutzende marschierender Suffragetten mit Transparenten erscheinen, auf denen sie das Wahlrecht für Frauen fordern und gegen die Unterdrückung durch ihre traditionelle Geschlechtsrolle als Mütter und Erzieherinnen kämpfen. Der Feminismus ist geboren.

Nach zwei Minuten des Schweigens im Gedenken an die Toten der beiden Weltkriege werden dem Zuschauer die Früchte ihres Opfers präsentiert, nämlich ein Modell der Windrush, des Passagierschiffes, das die ersten schwarzen Einwanderer nach Britannien brachte und einen Prozeß der nichtweißen Masseneinwanderung begann, der nun die einheimischen weißen Briten in ihrer eigenen Hauptstadt zur Minderheit gemacht hat.

London2012OlympicsOpeningCeremony_Windrush [7]Der Zuschauer wird daran erinnert, daß diese Migranten Britanniens National Health Service am Laufen halten, indem schwarze Krankenschwestern gezeigt werden, die sich zuneigungsvoll um die Bedürfnisse kränklicher weißer Kinder kümmern. Die Botschaft lautet, daß die Masseneinwanderung ein ungetrübter Segen für das britische Volk gewesen ist.

Nachdem die fortschrittliche Geschichtslektion vollständig ist, wird das Publikum durch die Augen der „typischen“ britischen Familie in die Gegenwart geholt: ein schwarzer Mann und eine weiße Frau mit zwei Mulattenkindern (obwohl die Hautfarbe der Teenager-Tochter, der die Kamera folgt, weit heller ist als das übliche Produkt der Rassenvermischung). In einer Darbietung, die die Umwandlung der Popkultur durch Technologie hervorhebt, beschließt die Teenager-Tochter das Stück mit einer leidenschaftlichen Umarmung mit einem schwarzen Jugendlichen, dem sie gerade erst begegnet ist.

Anders als Sotschi, das Hochkultur und Tradition begrüßte, existieren solche Dinge in London nur als Ziel, um verspottet und heruntergemacht zu werden. Dies ist erstens am kasperhaften Verhalten von Mr. Bean zu sehen, der ins London Symphony Orchestra eingefügt wurde, um die klassische Filmmusik aus Chariots of Fire zu verspotten, eines britischen Kultfilms über die Olympiade von 1924. Zweitens erniedrigt Queen Elizabeth bei der Abschlußrede sich und die Institution der Monarchie, indem sie in einer James-Bond-Nummer mit dem Fallschirm aus einem Hubschrauber springt, um um die kapriziöse Gunst ironischer Hipster zu buhlen. Angesichts dessen, daß ihre Regierungszeit von Gleichgültigkeit und Verrat am britischen Volk gekennzeichnet war, überrascht es nicht, daß die Königin einwilligte, das zu tun.

Abgesehen von einer Handvoll nordasiatischer Länder wie Japan und Südkorea sind die Olympischen Winterspiele ein weißer Sport, wie sich bei der Prozession der Sportler zeigte. In London hatte fast jedes weiße Land eine multirassische Mannschaft. In Sotschi war jedes europäische und nordamerikanische Team fast ohne Ausnahme völlig weiß. Mit der alleinigen Ausnahme des jamaikanischen Bobschlittenteams wurden die schwarzen karibischen Nationen alle durch weiße Sportler vertreten, die die Inselnationen als Gefälligkeitsflagge benutzen, um bei den Spielen mitzumachen, eine völlige Umkehrung zu London, wo viele europäische Nationen nichtweiße Sportler aus fremden Ländern importierten, um ein konkurrenzfähigeres und vielfältigeres Team aufzubauen.

Bei jeder Olympiade ist die Fahnenzeremonie eine Gelegenheit, um wichtige Nationalhelden zu ehren. In Sotschi waren die Fahnenträger alle weiße Russen und umfaßten ehemalige olympische Champions, einen Kosmonauten, einen Regisseur, eine Schauspielerin, einen Musiker und einen russischen Journalisten, der den Krieg in Syrien dokumentierte. Im Gegensatz dazu sind die meisten der Londoner Fahnenträger nichtweiß, viele nicht einmal britische Staatsbürger. Da waren Ban Ki-Moon, der UNO-Generalsekretär aus Südkorea; Haile Gebrselassie, olympischer Marathonchampion aus Äthiopien; Leymah Gbowee, eine schwarze Feministin und NGO-Bürokratin aus Liberia; Shami Chakrabati, der asiatische Direktor von Liberty, einer Organisation, die sich dem Schutz der bürgerlichen Freiheiten und Menschenrechte von jedem außer Leuten wie Emma West [8], Nick Griffin und Simon Sheppard widmet. Unter den anderen Prominenten waren Marina Silva, eine brasilianische Umweltschützerin mit einem afrikanischen Vater und einer portugiesischen Mutter, und Doreen Lawrence, eine jamaikanische Einwanderin und Mutter des zum Märtyrer gemachten Heiligen Stephen Lawrence, eines Schwarzen, der angeblich von einer Bande weißer Männer ermordet wurde.

Doreen Lawrence hat aus ihrem toten Sohn eine lukrative Karriere gemacht und hat eine Kampagne zur Abschaffung des Verbots der Doppelbestrafung geführt, die verhindert, daß dieselbe Person zweimal wegen desselben Verbrechens vor Gericht gestellt wird. Nachdem sie eine uralte Absicherung zur Verhinderung des tyrannischen Mißbrauchs der Staatsmacht zerstört hatte, wurde der Prozeß um Stephen Lawrence wiederholt, um das politisch korrekte Urteil zu liefern. Ohne Spur von Ironie ist sie ein prominentes Vorstandsmitglied von Liberty und arbeitet zusammen mit Shami Chakrabati an Kampagnen, unter anderem für faire Gerichtsverfahren.

Sally Becker, eine humanitäre Helferin im Bosnienkrieg, war die einzige weiße Alibi-Britin unter ihnen. Ihre Qualifikation für das Halten der Fahne war, daß sie ihr Leben der Hilfe für Fremde in fremden Ländern gewidmet hat. Man könnte zum Glauben verleitet werden, daß die Organisatoren tatsächlich einen weißen britischen Mann die Fahne halten ließen, aber nähere Ermittlungen zeigen, daß der weiße Mann in Wirklichkeit ein in Argentinien geborener israelischer Jude namens Daniel Barenboim war. Der angeschlagene ehemalige Boxer und schwarze Nationalist Muhammad Ali wurde dann eingeladen, die Fahne zu segnen.

Die beiden Zeremonien waren polare Gegensätze. Auf der einen Seite war die Zeremonie in Sotschi eine Feier des russischen Volkes, der Hochkultur und Tradition. Sie war in Stil und Inhalt implizit weiß, ohne jeglichen Versuch, ein globales Publikum aus vielen Rassen zu verstimmen. Die Londoner Zeremonie war bemerkenswert durch ihre völlige Löschung des Britischen und dessen Ersatz durch eine ausdrücklich antiweiße, egalitäre politische Agenda. Wie in Nordkorea wurde von jedem in Britannien erwartet, zu dieser Zeremonie zu lächeln und sie zu bejubeln, und in den nachfolgenden Tagen fielen die politischen Korrektoren in den Medien und am Arbeitsplatz über jeden her, der auch nur die mildesten Vorbehalte äußerte.

http://schwertasblog.wordpress.com/2014/03/04/eine-geschichte-zweier-zeremonien-sotschi-versus-london/ [9]